Anlässlich eines runden Geburtstages von unserem langjährigen Stiftungsbegleiter Dr. Hubert Jung, Buseck, bat er anstelle von üblichen Geschenken um finanzielle Unterstützung für ein Kinder-Hilfsprojekt in Südafrika über unsere Dieter & Bettina Wulkow Stiftung (wir haben darüber ausführlich auf unserer Homepage informiert).
Durch die überaus großzügige Spenden Bereitschaft seiner Gäste und die Aufstockung von unserer Stiftung kam so viel zusammen, dass wir gleich 2 Projekte gemeinsam für Südafrika vorschlagen und heute fördern konnten. Gerne nahm Dr. Jung unsere Anregung auf, jeweils auf eigene Kosten, die Projektförderungen in Südafrika vor Ort gemeinsam zu überreichen und dort auch einen Einblick in unsere Stiftungsarbeit und die Bedürftigkeit vor Ort zu erhalten.
Den ersten Projektbesuch statteten wir in Struisbaai, am äußersten südlichsten Zipfel Afrikas, dem Kap Agulhas ab. Dort besuchten wir gemeinsam das Kinderheim für missbrauchte und schutzbedürftige Kinder „Rising Eagles – Safe Haven“, das von Seloma Gouws vor etwa 15 Jahren gegründet hat.
Damals noch unter dem Dach der weltweiten Organisation Meals on Wheels (Essen auf Rädern) in Struisbaii auf Miete mit zwei/drei Räumen für die Unterbringung der Kinder, verfügt Seloma heute mit einem, auch von unserer Stiftung in 2018 geförderten Neubau, in dem derzeitig 13 Kinder, überwiegend jüngeren Alters von 4 – 14 Jahren untergebracht sind.
Um den persönlichen, aufopfernden Einsatz für jedes „ihrer aufgenommene Kinder“ von Seloma nur annähernd zu verstehen und zu würdigen, werfen wir einen kurzen Blick auf die damalige Situation in der armen Region um Struisbaai und die Kinder zurück (wir zitieren aus unserem damaligen Besuchsbericht und dem Gespräch mit Seloma in 2018 und 2020):
Die Region um Struisbaai, am südlichsten Punkt von Afrika gelegen, war einst bestimmt durch das Leben und Arbeiten der einheimischen Fischern, aber mehr und mehr müssen sie ihre Häuser und ihre Arbeit aufgeben, weil sich einmal der Fischbestand stark reduziert hat. Zum anderen kaufen immer mehr reichere Europäer und Südafrikaner aus Johannesburg die Häuser der notleidenden Einheimischen auf und wandeln sie zu Ferienhäusern. Das bringt kein Einkommen mehr, dazu gibt es keine anderweitigen Betriebe in der ganzen Umgebung. So reduziert sich das Einkommen der Fischer und Einheimischen fast ausschließlich auf 3-4 Monate Arbeit im Bereich des Ferienbusiness. Weitere erschwerte Verhältnisse kommen durch Sandflug am rauen südlichen Kap und die sehr salzhaltige Seeluft, die den Anbau von Gemüse erschwert, so dass bei weiter entfernten Farmern teuer eingekauft werden muss.
Viele dieser Familien verarmen, die Väter gefrustet und können sich nicht mehr um ihre Kinder kümmern, die dann teilweise sich selbst überlassen werden. Alkohol und Drogenprobleme resultieren daraus wie auch aufkommende häusliche Gewalt und
Vergewaltigungen nehmen zu. Selbst junge Mädchen bekommen Kinder, bevor sie erwachsen werden und sind sich selbst überlassen.
Viele Kinder leiden an Hunger, werden geschlagen und müssen stetig häusliche Gewalt ertragen, so dass der einzige Ausweg, sie aus dieser Misere zu befreien, die Ausgliederung aus ihren Familien und die Unterbringung in wenig vorhandenen Kinderhäusern ist.
„Meals on Wheels“, die 1964 gegründet wurden, helfen mit über 200 Branch Ablegern in Südafrika die Not der Kinder zu lindern und ihnen einen sicheren Hafen (safe haven) zu bieten. Ein Ableger befindet sich in Struisbaai, deren Hauptaufgabe ist es, den Hunger in der Region zu bekämpfen und bedürftigen Familien mit einer warmen Mahlzeit zu unterstützen.
Derzeitig werden 1.200 Essen pro Woche in dem Meals on Wheels Gebäude von den dortigen Küchenhilfen, meist ehrenamtlich, gekocht und von Hilfsfahrern ausgefahren und an einigen festgelegten Übergabestellen verteilt. Leider reichen öfters selbst diese Mahlzeiten nicht aus, was traurig anzusehen ist, wenn insbesondere wartende Kinder umsonst gekommen sind und hungrig wieder gehen müssen.
Zur Betreuung von Kindern, die wegen häuslicher Gewalt aus ihren Familien herausgenommen werden müssen, stehen wenige Sozialarbeiter zur Verfügung. Aufgabe der Sozialarbeiter ist es, nicht nur die Kinder vor weiterer Gewalt zu schützen, sondern auch an und mit den Familien zu arbeiten, um dieses Elend abzustellen.
Das Elend vieler Kinder war für Seloma Gouws lange nicht mit anzusehen und sie beschloss, mit der Gründung eines Kinderhortes sich der schwierigsten Kinderfälle anzunehmen und die Kinder aufzunehmen. Bisher hat Seloma seit Gründung 99 Kinder aufgenommen und gefestigt für ihre weitere Zukunft. Manche bleiben nur für einen Tag, manche für eine Woche, 3-4 Monate oder auch für mehrere Jahre, wie Beuleluwe, die mit 6 Jahren von Seloma aufgenommen wurde. Jetzt ist sie 21 Jahre alt, hat ein eigenes Zimmer dort und betreut auch noch in ihrer Freizeit ihre „Mitgeschwister“. Sie arbeitet und möchte gerne eine Rechtsausbildung im Rahmen der Polizeilaufbahn machen.
In 2017 musste ein Neubau für die immer größer werdende Zahl von Langzeit-betreuten Kindern gebaut werden. Der Bau wurde damals nur aus Spendengeldern finanziert, gebaut und ausgestattet. Unsere Stiftung hat den Ausbau des Dachgebälks und die Einfriedung des Anwesens damals mit gefördert, auch durch die Hilfe von einigen unserer Zuspendern. In 2020 konnten wir dann bei unserem letzten Besuch das schöne, fast fertige Anwesen besichtigen und auch bei unserem heutigen Besuch haben wir die Kinder dort getroffen und mit ihnen einen ganzen Nachmittag verbringen können. Die Kinder leben dort, haben ein Gemeinschaftszimmer für Mädchen und eines für Jungen, wo sie schlafen und auch mal für sich sein können. Sie essen zusammen wie in einer etwas größeren Familie, erhalten durch die ehrenamtlichen Betreuerinnen Fürsorge und Motivation zu lernen. Sie spüren jeden Tag, dass man sich um sie kümmert und dass sie ihre Kindheit zurückbekommen und viel Liebe erfahren. Das Zusammenleben ist von großer Harmonie geprägt. Zum Unterricht werden die Kinder zum Schulbus oder mit dem eigenen Kleinbus zur Schule gefahren. Ebenso kommen sie mit christlichen Werten in Berührung und gehen regelmäßig zur Kirche.
Die meisten Kinder sind durch Misshandlungen, sexueller und häuslicher Gewalt traumatisiert und benötigen stetige psychologische Trauma Behandlung, die wir mit unserer heutigen Projektförderung durch Dr. Jung und uns fördern. Daneben möchte Seloma die Kinder in ein Beet Garten Projekt mit einbinden, für die sie, die Kinder dann selbst zuständig sind. Wenn unsere Fördermittel noch ausreichen, wird noch die eine oder andere Schulkleidung gekauft.
Vor ein paar Monaten hat Seloma ein nahe gelegenes Grundstück durch Spendengelder erwerben können und plant eine dringend benötigte Erweiterung (Neubau) um weitere Kinder aufnehmen zu können.
Es ist für alle dort in Safe Haven eine große Herausforderung, die Seloma nicht mehr ohne kräftige Zuspenden bewältigen kann.
Dr. Jung und wir, die Stiftungsvorstände, haben sich davon überzeugt, dass seine und unsere Ko-Förderung dort richtig ankommt und nachhaltig ist. Wir werden sicher das Safe Haven Projekt zukünftig weiter verfolgen und fördern.
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